Kalle

Update von der Pflegestelle

In den letzten Monaten ist Kalle auf seiner Pflegestelle extrem aufgeblüht. Er startet fröhlich in den Morgen & genießt jeden Moment mit vollem Herzen.

Im Alltag zeigt Kalle sich unkompliziert und souverän. Das Hunde 1x1 hat er schnell & interessiert gelernt, jedoch entscheidet der Dickkopf gerne selbst, wann er wo sitzen bleibt - oder eben nicht. Wenige Treppen sind für den HundeOpi kein Problem, regelmäßig ins erste oder zweite Stockwerk zu laufen, aber schon. Sollte kein Fahrstuhl verfügbar sein, lässt sich der 35 kg Klops, bei fehlender Kraft, die letzten Stufen [durch die Bezugsperson] hochtragen.

Futter ist für Kalle immer eine gute Sache, wobei er nicht bestechlich ist. Beansprucht er (selten) etwas für sich, kommuniziert er dies an Zwei- & Vierbeiner. Gegen einen Konkurrenten würde er sicher seine Zähne einsetzen, gegenüber Zweibeinern entscheidet es das Vertrauensverhältnis.

Wenn man Kalles Grenzen respektiert, kooperiert er zuverlässig und ist auch bereit diese zu verschieben. Geht man über diese hinaus, oder Kalle erahnt es, weiß er seine Krallen, Körperkraft und auch Zähne geschickt einzusetzen.
In seiner Vergangenheit hat Kalle medizinische Behandlungen traumatisch verknüpft. Teils unbekannte Trigger lassen den Hund innerhalb Millisekunden rot sehen. Anfangs ist er direkt nach vorne, mittlerweile versucht er zu kommunizieren & bevorzugt zu flüchten. Ist dies nicht möglich oder die Behandlung mit Schmerzen verbunden, geht Kalle bewusst & gezielt mit den Zähnen nach vorne. Kalle WILL nicht beißen, hat aber gelernt, dass ihn dies am schnellsten aus der Situation hinausbringt. Kalle geht hierbei bewusst gegen alle anwesenden Personen im Raum als auch die Einrichtung.

Aufgrund infektiöser Probleme mit seinem Ohrkanal, ist eine Absicherung mit einem Maulkorb zwar nötig - aber nicht immer korrekt möglich. Kalle wird derzeit step by step an mögliche Trigger herangeführt und diese neu verknüpft. Das Vorgehen zeigt sich erfolgreich und nachhaltig.

Das Kennenlernen von neuen Zwei- oder Vierbeinern sollte immer begleitet und angeleitet werden. Kalle benötigt Vertrauen zu anderen Personen. "Bekannt" oder "mal gekrault" heißt nicht, dass Kalle kooperiert. Weitere Personen (und Kinder!) sollten gar nicht oder nur mit Absicherung mit ihm alleine gelassen werden.


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Mit seinen ganzen Narben, dem watschelten Gang und nur einem Auge, wirkt Kalle im ersten Moment alt und hilflos - doch in ihm schlägt das Herz eines Kämpfers, sogar das Herz eines (verschmusten) Löwens.

_Nach einigen Jahren auf der Straße ist Kalle 2016 in unsere Auffangstation eingezogen. Die Behandlung seiner Leishmaniose ließ ihn misstrauisch gegenüber medizinischer Behandlungen werden, auch hat der Tumor hinter seinem verlorenen Auge (und die damit verbundenen Schmerzen) seine Ansicht nicht geändert. Nachdem unverschuldet seine Adoption geplatzt ist, ist unser alter Bub kurze Zeit später auf seine Pflegestelle im Saarland gezogen._

Kalle ist eine treue Seele, bei dem man mit Bauchgefühl, Vertrauen & Respekt weiterkommt als mit guten Worten & Leckerlis. Wenn man seine Grenzen respektiert, kooperiert er zuverlässig und ist auch bereit diese zu verschieben. Innerhalb weniger Tage war Anfassen, Bürsten sowie Eincremen & Untersuchungen am Körper kein Problem mehr.

Sein Köpfchen zum Denken setzt er genauso gerne ein wie sein Näschen, in den Bereichen Leinenführigkeit, Rücksprache & Grundgehorsam ist er ein richtiger Streber. Auch gibt nicht genug Worte, um die Vielseitigkeit dieses Hundes zu beschreiben. Egal ob Alltagsbegleiter, Ruhepool, Schmusebacke, Autobuddy... Kalle holt alle tollen Eigenschaften mit und vorallem: Lebt & liebt er mit ganzem Herzen.

Zwei- & Vierbeiner begegnet er mit besten Absichten, auch freut er sich über jeden Kontakt. Gegenüber anderen Lebewesen (Ersthündin, Huftiere, Kleintiere, ...) zeigt er sich stets sanft & unaufdringlich. Beim Thema Ressourcen lässt er sich sehr gut anleiten.

Auch wenn Kalle problemlos alleine bleiben kann, wirklich möchten, tut er es nicht. Hier stellt er gerne auch mal etwas aus Protest an, z.B. Knabbern als Altpapier, Klauen von Speiseresten aus dem Rucksack o.ä. An seine Bezugsperson bindet Kalle sich sehr eng und tankt durch Kontaktliegen auf. Kraulen könnte man ihn unendlich, hier überdreht er noch etwas - aber wer kann ihm das verübeln?

Beim Spaziergang schaut er gerne mal in den Himmel und vergisst die Welt um sich herum. Man könnte fast meinen, der Song "Always look on the bright side of life" läuft bei ihm auf Dauerschleife :)

Da Kalle Ruhe sehr genießt, sollten Kinder älter sein (+14) und er genug Rückzugsmöglichkeiten haben.

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Hallo, ich bin Kalle und wohne schon seit einiger Zeit hier in Aksu in der Auffangstation.

Früher habe ich mal auf der Straße gelebt, da haben mich dann irgendwann die städtischen Hundefänger eingefangen und in ihre Zwinger gesperrt. So kam es, dass Rosi mich eines Tages dort sitzen sah mit verkrusteter Nase, entzündeten Augen, viel zu langen Krallen, schlechtem Fell und natürlich etwas zu mager, weil das Essen in der Stadtverwaltung nicht sehr üppig ausfällt für uns Vierbeiner, von medizinischer Versorgung ganz zu schweigen. Also nahm mich Rosi mit und brachte mich zum Tierarzt. Der stellte dann fest, dass ich an Leishmaniose leide. Seither bekomme ich Medikamente, die ich wohl auch mein ganzes Leben lang nehmen muss, weil sich dieser Blutparasit nicht vollständig eliminieren lässt. Aber ich kann dir sagen, dass sich meine Symptome deutlich verbessert haben und ich so ganz gut mit der Leishmaniose leben kann.

Und wenn man dann schon mal was hat, kommt ja auch meistens noch was anderes hinzu. In meinem Fall ist das eine Ohrenentzündung, die ich schon ne ganze Weile mit mir rumschleppe. Auch die wird behandelt, und zwar mit einer Salbe, die ins Ohr muss. Und jetzt will ich ehrlich sein: das kann ich ja überhaupt nicht leiden. Alles was mit medizinischer Versorgung zu tun hat, finde ich so was von blöd! Außer ich bekomme Tabletten, denn die packen mir die netten Zweibeiner hier immer in Leberwurst ein. Und seid mal ehrlich: Leberwurst könnt ihr auch nicht widerstehen, oder?

Also, wie ihr seht, hab ich ein kleines Päckchen zu tragen und finde bestimmt nicht so leicht ein Für-immer-Zuhause wie meine gesunden Kumpels hier. Aber ich gebe die Hoffnung trotzdem nicht auf, weil ich auch so viele gute Sachen zu bieten habe: Ich kenne schon viele Sachen im Haus: ich weiß, wie man Treppen steigt, kenne verschiedene Geräusche und „sage“ dir, wann ich mal raus muss. Und ganz wichtig: ich liebe es, gekrault zu werden! Das kannst du, wenn du magst, den ganzen Tag machen. Dann lasse ich mir dafür auch mal die Salbe von dir in die Ohren schmieren. Wenn ich nämlich merke, dass du mir vertraust, dann vertraue ich dir auch. Na, was meinst du, könnten wir zusammen passen?

Ich bin natürlich perfekt vorbereitet und trete die Reise in mein neues Zuhause kastriert, gechipt, geimpft und entwurmt an.